Dr. Martin Reti 3. Juni 2014

Cloud Computing fürs Eigenheim

Seit dem ersten Serverschrank im Februar 2012 in Dresden hat sich bei Cloud & Heat bereits einiges getan: Bei derCrowdfinanzierung via Seedmatch kam 2013 mit einer Million Euro eine Rekordsumme zusammen. Nach dem Innovationspreis der deutschen Wirtschaft 2012/2013 erreichte das Unternehmen die Finals der European Business Awards 2013/2014 und des Sächsischen Umweltpreises 2013, wo es zudem noch einen Sonderpreis gab.

Vor wenigen Wochen hat sich das 50-Mann-Unternehmen aus Dresden umbenannt. Wir sprachen dazu mit Ralf Knobloch, dem Chief Cloud Officer.

Aus Aoterra wird Cloud & Heat – warum das?

Ralf Knobloch, der Chief Cloud Office von Cloud & Heat

Bisher hatten wir für das Unternehmen und die Produkte mit AoTerra, AoCloud und AoHeat unterschiedliche Namen. Alle Leistungen wollten wir in einer starken Marke unter einem Namen zusammenfassen. Die Wahl fiel auf Cloud & Heat, weil sich damit fast von selbst erklärt, für was unser Unternehmen steht. Und auch im internationalen Kontext funktioniert dieser Name gut. Denn im Rahmen einer weiteren Finanzierungsrunde entschlossen wir uns, unsere Leistungen auch international anzubieten. Das werden wir mit einer Marketingkampagne begleiten.

Welche Rolle spielen Nachhaltigkeitserwägungen für Sie?

Nachhaltigkeit ist eines der Leitmotive unserer Unternehmenskultur. Unsere Idee zielte schon immer auf die effiziente Verbindung der beiden Märkte (Cloud und Heat) ab – nicht erst, seit die Energiewende in aller Munde ist. Wir wollen einfach eine intelligente Greentech-Alternative zu klassischen Rechenzentren sein.

Hat das Thema Nachhaltigkeit auch eine Bedeutung für Ihre Kunden?

Ja, in der Tat. Wir hören das durchaus manchmal, wenn sich Kunden für unsere Services entscheiden. Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Imagethema, sondern ein valides Argument im Wettbewerb.

Sie adressieren mit ihrem Geschäftsmodell zwei sehr unterschiedliche Zielgruppen – wie gehen Sie vertrieblich vor?

Wir haben unterschiedliche Vertriebswege und damit auch Mannschaften. Das Heizungsgeschäft ist Projektgeschäft. Es ist der Vorlauf des Cloudgeschäfts. Beim Heizungsgeschäft reden wir mit Bauträgern, Architekten, Wärmeversorgungsunternehmen, Planern für technische Gebäudeausrüstung. Hier werden dann Verträge zur Lieferung von Wärmeleistungen abgeschlossen. Und wir haben Vertriebspartner für unser Wärmegeschäft.

Wie ist das beim Cloudgeschäft?

Hier haben wir auch mehrere Vertriebskanäle: zum einen natürlich über unserem Webshop, zusätzlich über Systemhäuser, die unsere Leistungen anreichern und zum dritten veranstalten wir im Rahmen unserer Startuptour Workshops an Colocation-Standorten, beipielsweise in Hamburg, Berlin, Düsseldorf, um u.a. Startups zu erreichen.

Wo ist momentan die Nachfrage stärker: bei den Cloud-Leistungen oder beim Heizen?

Das hält sich derzeit die Waage. Aber bis Ende August werden wir unsere Kapazität auf über 100 Heizschränke ausgebaut haben. Mit dem Ausbau der Heizleistung werden wir dann auch mehr Compute-Leistung anbieten können. Unser Ziel ist es, eine dauerhafte Grundlast mit beiden Diensten zu erzielen – mit der Perspektive auch höhere Nachfragen aus der Cloud zu bedienen.

Das scheint einer Quadratur des Kreises gleichzukommen …

Das fällt uns im Winter auch leichter als im Sommer. Aber wir verfügen über eine ganze Handvoll Steuerinstrumente, um die asymmetrische Nachfrage auszugleichen. Zuerst sind da unsere Unternehmensjuwelen: Wir haben große Erfahrung in der intelligenten Steuerung des Rechennetzwerks. So können wir die Last der Server genau steuern und anpassen. Diese Intelligenz läuft übrigens auch in unserer Cloud.

Weitere Puffer-Elemente auf der Wärmeseite sind die Vorratsspeicher der Heizkreisläufe, die auch zusätzliche Wärmemengen abfedern können. Gleichzeitig können wir auch Rechendienste zurückstellen. Wir haben beispielsweise im wissenschaftlichen Umfeld die Möglichkeit, Rechenaufträge aufzuschieben. Dafür gibt es dann auch bessere Preise.

Apropo Preise – wie liegen Sie da?

Wir orientieren uns immer an den besten Preisen im Markt. Wegen der fehlenden Kosten für RZ-Infrastruktur können wir da mitgehen. Wir streben an, an der Deutsche Börse Cloud Exchange gelistet zu werden – ein weiterer Puffermechanismus. Dann kann jeder sehen, wie wir im Wettbewerb stehen. Und da werden wir voraussichtlich Sommer- und Wintertarife bieten.

Ihr Geschäftsmodell fokussiert also auf Cloud Computing?

Ja, Cloud Computing bringt die Umsätze. Die Kosten für die Heizschränke sind lediglich Unkostenbeiträge.

Welche Cloud-Leistungen bieten Sie an?

Wir bieten ein unmanaged IaaS sowie Cloud Block Storage und Cloud Object Storage, Datenablageverfahren für verschiedene Zwecke. Bis Ende des Jahres planen wir auch Applikations-Templates und ein PaaS-Angebot (auf Open-Shift-Basis) am Start zu haben.

Für welche Dienste empfehlen Sie diese Leistungen?

Typische Einsatzszenarien sind Webshops, Entwicklungs- und Testszenarien, externe Datensicherung, aber auch das Hosten von Media Services. Momentan adressieren wir mit unseren Services deutsche Kunden, später werden wir auch Availability Zones für internationale Kunden anbieten.

Sie haben ganz schön viel vor. Wohin geht die Reise von Cloud & Heat?

Zunächst mal werden wir unsere Marke über eine Marketingkampagne stärker platzieren. Als Nächstes werden wir unsere Sicherheit und Lieferfähigkeit verbriefen lassen über ein TÜV-Zertifikat.

Unser Ziel ist es, unter die Top Ten der deutschen Cloudanbieter zu kommen. Und wenn Sie noch weiter in die Zukunft blicken wollen, dann sehen wir uns gut aufgestellt für alle Belange des “Internet of Things”. Immer mehr Dienste wie lokale Klimaberechnungen, Verkehrsleitssysteme, autonomes Fahren etc. werden dezentral erbracht und benötigen Rechenleistung in Echtzeit. Dezentrale Rechenleistung ist die Lösung für die auftretenden Latenzprobleme. Zudem können wir solche Prozesse ähnlich Smart Grids mithilfe unserer Logik auch steuern. Das wäre dann aber weder Cloud noch Heat.

Vielen Dank für die Einblicke.

Cloud & Heat - Serverschrank

 

Infos

Wer sich für sein eigenes Cloud-Rechenzentrum interessiert, sollte vorher diese Voraussetzungen checken, bevor er sich einen Heizschrank ins Einfamilienhaus stellt:

Das Haus sollte Passivstandard haben, 50 Mbit-Datenleitung muss verfügbar sein, der Heizschrank benötigt einen zusätzlichen 3×16 A-Stromanschluss. Die Raumhöhe, in der der Server aufgestellt wird, muss mindestens 2,30 m betragen.

Größe des Servers: 545 x 935 x 1990 mm (Länge x Breite x Höhe).

https://www.cloudandheat.com/

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Dr. Martin Reti

Senior Consultant

Martin ist als Senior Consultant zuständig für eine breite Palette von divia-Themen, seien es klassische Marketinginstrumenteoder digitale Medien. In seiner Rolle berät er Unternehmen bei der Einführung von Social Media, bereitet im Content MarketingInhalte werthaltig auf und dient als Sparringspartner und Promotor von neuen Marketing-Ideen.

Martin hat langjährige Erfahrung im strategischen Marketing. Einerseits konzipiert er Marketingkampagnen, andererseits fühlt er sich auch als Umsetzer sehr wohl. Neben Auftragsarbeiten hat er auch eine große Zahl von Fachveröffentlichungen über Themen der digitalen Welt publiziert. Er ist ein gewinnender Referent zu Themen wie digitaler Transformation, Social Mediaund Cloud Computing. In seiner Rolle als “Übersetzer” und “Erklärer” vermittelt er komplexe (technische) Inhalte einfach und verständlich. Dabei kommt ihm sein analytischer Blick als Naturwissenschaftler zugute.

Als digitaler Immigrant versöhnt er die Welt des klassischen Marketing und das digitale Universum. Er hat langjährige Erfahrung in der ICT-Branche und kennt die aktuellen Themen, die Unternehmen – heute, häufig aber erst morgen – umtreiben: Big Data,Cloud Computing, Mobile, Collaboration & Co. In der Vergangenheit hat er aber auch Querschnittsthemen wie Prozesse und Personal unterstützt und sogar zwei Jahre als Social Media Manager in der Personalwirtschaft gearbeitet.

Martin ist im Netz bei Facebook,Twitter, Linkedin, Xing, Google+ und vielen weiteren Plattformen und Netzwerken zu finden. Ebenso schreibt er in unserem divia-Blog über seine Schwerpunktthemen. Beim Bitkom engagiert er sich im Arbeitskreis Cloud Computing & Outsourcing.

In der Freizeit engagiert sich Martin als Familienvater dreier Kinder und als Kirchengemeinderat u.a. in der Kinder- und Jugendarbeit der evangelischen Kirche. Martin ist immer bereit für ein gepflegtes Karten-, Würfel- oder Brettspiel. Als weiteres Hobby veröffentlicht er Rätsel auf seinem Blog. Aber auch im Freien ist der passionierte Freizeitläufer anzutreffen.

Kontakt:

E-Mail: martin.reti@divia.de

Tel: 0172 / 8400880