Dr. Martin Reti 8. Oktober 2014

Gartners Top Vorhersagen für 2015

Top Vorhersagen für Technologie und Business - das ist das große Thema von Gartner. Alle Jahre wieder. Heute ist Halbzeit in Orlando. Die IT-Analysten von Gartner sind auf großer Tour mit ihrem Gartner

Analyse

Symposium/ITXpo. Dort fabulieren die Analysten gerne - wie sich das für ein führendes Analystenhaus gehört - über die Zukunft. Nachprüfen wird das kaum jemand, aber nichtsdestoweniger bieten die Top Predictions einen guten Ansatzpunkt, um sich Gedanken zu machen, wo sich Business und IT hin entwickeln. In diesem Beitrag beschreiben wir die Top-Vorhersagen für IT-Organisation und IT-Nutzer 2015. Die Top 10 Tech Trends 2015 kommen im nächsten Beitrag.

Die Welt dreht sich weiter und setzt auf Maschinen

Spektakulär Neues gibt es kaum. Gartner nimmt den Faden auf und beschreibt die Weiterentwicklung von Themen, die IT-Affine schon länger beobachten. Das alles lässt sich vielleicht am ehesten unter dem Motto zusammenfassen: Das Internet erobert immer mehr Bereiche von Leben und Arbeiten und bindet so auch Menschen, Maschinen, Unternehmen und Kunden enger zusammen, kurz: digitale Transformation in allen ihren Facetten. Oder auch: The Rise of the Machines ...

Ein wenig an Science Fiction darf man schon denken, wenn Daryl Plummer davon spricht, dass Maschinen menschliche Charakteristika annehmen. Ob er dabei wohl an die Schwemme von Robotern denkt oder an IBMs Watson? Den einen oder anderen mag angesichts dieser Prognosen ein ungutes Gefühl beschleichen ... Die Gartnerschen Aussagen haben wir ein wenig interpretiert. Wer es ganz genau wissen will, dem sei der Blick auf die Original-PM empfohlen.

Top Vorhersagen 2015 für IT-Abteilungen und IT-Nutzer

1) 2018 werden einfache Arbeitstätigkeiten durch die Digitalisierung von Prozessen wegrationalisiert, dafür wird aber der Bedarf an qualifizierten Jobs in der Digitalwelt dramatisch steigen.

So werden Kühlschränke direkt beim Händler bestellen und Drohnen die Waren frei Haus liefern. Dieser Traum erhielt durch die nahezu allgegenwärtigen Drohnentests neuen Antrieb. Um die dahinter liegenden digitalen Prozesse zu beherrschen und das Nutzerverhalten zu analysieren, bedarf es aber einer qualifizierten Mannschaft. Schon heute werden beispielsweise Business-Intelligence-Experten händeringend gesucht.

2) 2017 wird ein bedeutsames disruptives digitales Geschäftsmodell die Welt erblicken, das von einem Computer "erdacht" wurde.

Diese Aussage stützt sich auf die Veränderungen, die Uber und AirBnB hervorrufen. Netzwerk-Effekte treten hier gegen historische Regularien an (siehe auch das Verbot von Uber in deutschen Großstädten). Die Komplexität des Zusammenspiels von Marktdynamik, Regularien und Netzwerkeffekten ruft geradezu nach Computeranalysen.

3) Smarte Maschinen und industrialisierte Services werden bis 2018 die Kosten des operativen Business, um 30 Prozent reduzieren

Self Service und die Automatisierung und Beschleunigung von Lieferketten und Einkaufsvorgängen durch Maschinen werden zum Wettbewerbsvorteil. Wichtig wird eine Ende-zu-Ende-Denke.

4) Die Menschen in entwickelten Ländern werden bis 2020 länger leben, weil Wearables den Gesundheitszustand kontinuierlich überwachen

mobile healthMal schauen, was die deutschen Datenschützer dazu sagen und vor allem das Krankensystem, wenn Tausende Kranke und Krankfühlende ihre Herzdaten etc. pausenlos in Datenbanken senden. Heiko hat das Thema mal als Mobile Health beschrieben.

5) Mobilgeräte werden bis 2016 2 Mrd. US-Dollar Umsatz beim Online-Einkauf erzeugen - automatisch.

Das heißt, dass Smartphones komplexe Einkaufsvorgänge auf Basis von Regeln selbst vornehmen. Und Menschen das Denken abnehmen. Vielleicht vergessen wir dann die Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke nie mehr ...Mobil einkaufen und bezahlen

6) Bis 2017 wird in den USA über mobile Vorgänge ein Drittel der gesamten digitalen Erlöse erzielt.

Dazu zählt dann auch das Bezahlen mit dem Handy durch Near-field Communication, beispielsweise Google Wallet. Mobile werden also nicht nur digitale Einkäufe bezahlt. Ist das das Ende des Bargelds?

7) 2017 werden 70 Prozent der erfolgreichen digitalen Geschäftsmodelle absichtlich auf instabilen (oder besser flexiblen) Prozessen beruhen.

Der Grund: Die Prozesse sollen sich schnell an veränderliche Nutzergewohnheiten anpassen und so die Dynamik des Marktes mitgehen können. Geschwindigkeit und Agilität stehen also hinter dem Prozessdesign.

8) 2017 wird die Hälfte der Investitionen in B2C in Innovationen für die Kundenerfahrung ("Customer Experience") fließen.

Customer Experience, also die Erfahrung, die Kunden auf ihrem Weg und im Umgang mit Unternehmen und Produkten machen, wird zum herausragenden Merkmal von Unternehmen. Deshalb muss die Marke um diese magischen Nutzermomente angereichert werden. Damit gehen Konusmenten-Marken auf Kunden zu, um langfristige Beziehungen zu erzeugen.

9) 2017 werden fast 20 Prozent der Internethändler von langlebigen Konsumgütern 3D-Drucker nutzen.

3D-Drucker machen neue personalisierte Angebote möglich. Außerdem kommen sie langsam (so die Top 10 Tech Trends von Gartner s.u.) zur Markenreife, was sich in niedrigeren Preisen für den Einsatz niederschlagen wird.

Einzelhandel - gezielte lokale Werbung

10) 2020 werden Einzelhändler auf gezielte Werbebotschaften in Abhängigkeit von der aktuellen Position setzen.

Fünf Prozent mehr Umsatz prognostiziert Gartner Unternehmen, die auf solche "location based services" setzen. Das Ziel ist natürlich der gläserne Kunde. Die explodierende Nutzung der Mobiltelefone öffnet der Kundenanalyse und dem passenden Aussenden von Werbebotschaften natürlich Tür und Tor. Gartner sieht dabei den Faktor der Position als Kernmoment. Erste Unternehmen experimentieren bereits mit Beacons, sehen aber auch die Gefahren, Kunden mit zu "intensiver Bestrahlung" zu verprellen.

Nach diesen "Top Vorhersagen für IT Organisationen und Nutzer 2015" kommen im nächsten Post noch als Ergänzung die "Top 10 Tech Trends 2015"

Bilder: pixabay.com und freedigitalphotos.net

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Dr. Martin Reti

Senior Consultant

Martin ist als Senior Consultant zuständig für eine breite Palette von divia-Themen, seien es klassische Marketinginstrumenteoder digitale Medien. In seiner Rolle berät er Unternehmen bei der Einführung von Social Media, bereitet im Content MarketingInhalte werthaltig auf und dient als Sparringspartner und Promotor von neuen Marketing-Ideen.

Martin hat langjährige Erfahrung im strategischen Marketing. Einerseits konzipiert er Marketingkampagnen, andererseits fühlt er sich auch als Umsetzer sehr wohl. Neben Auftragsarbeiten hat er auch eine große Zahl von Fachveröffentlichungen über Themen der digitalen Welt publiziert. Er ist ein gewinnender Referent zu Themen wie digitaler Transformation, Social Mediaund Cloud Computing. In seiner Rolle als “Übersetzer” und “Erklärer” vermittelt er komplexe (technische) Inhalte einfach und verständlich. Dabei kommt ihm sein analytischer Blick als Naturwissenschaftler zugute.

Als digitaler Immigrant versöhnt er die Welt des klassischen Marketing und das digitale Universum. Er hat langjährige Erfahrung in der ICT-Branche und kennt die aktuellen Themen, die Unternehmen – heute, häufig aber erst morgen – umtreiben: Big Data,Cloud Computing, Mobile, Collaboration & Co. In der Vergangenheit hat er aber auch Querschnittsthemen wie Prozesse und Personal unterstützt und sogar zwei Jahre als Social Media Manager in der Personalwirtschaft gearbeitet.

Martin ist im Netz bei Facebook,Twitter, Linkedin, Xing, Google+ und vielen weiteren Plattformen und Netzwerken zu finden. Ebenso schreibt er in unserem divia-Blog über seine Schwerpunktthemen. Beim Bitkom engagiert er sich im Arbeitskreis Cloud Computing & Outsourcing.

In der Freizeit engagiert sich Martin als Familienvater dreier Kinder und als Kirchengemeinderat u.a. in der Kinder- und Jugendarbeit der evangelischen Kirche. Martin ist immer bereit für ein gepflegtes Karten-, Würfel- oder Brettspiel. Als weiteres Hobby veröffentlicht er Rätsel auf seinem Blog. Aber auch im Freien ist der passionierte Freizeitläufer anzutreffen.

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