Das divia Blog

Wüste trifft Arktis oder Energieeffizienz im Einzelhandel

Geschrieben von Dr. Martin Reti | 14. Oktober 2015

Angesichts der gegenwärtigen Temperaturen verliert der Rückblick auf den Sommer seinen Schrecken: 36 Grad – das zumindest sagte meine Wetter-App. Und tatsächlich fühlte sich das auch so an. Wüstenartige 200 Meter zum nächstgelegenen Supermarkt, in dem unser Mittagessen auf uns wartete. Die ersten Schweißtropfen auf der Stirn … und innerhalb von Sekundenbruchteilen sinkt die Temperatur auf gefühltes Arktisniveau. Inklusive gefrorenem Schweiß.

Von Wüste auf Arktis in 0,6 Sekunden

Der Kollege fand unsere Erfahrung im August "erfrischend". Ich eher frostig. Und das bereits auf der Höhe von Schokolade und Kaffee. Auf unserem Weg an Frischobst, -gemüse und Backautomat vorbei Richtung Kühltruhe wird es noch mal ein paar Grad kühler. Solche Erfahrungen kannte ich bislang nur aus den USA, in denen die Kälte des Interieurs offenbar eine Art Statussymbol ist: Je heißer die Außenluft, desto kälter muss es innen sein.

Dass Obst, Gemüse und Verderbliches solche Temperaturen gerne mögen, ist nachvollziehbar. Aber Menschen? Ich zumindest hätte überhaupt kein Problem damit gehabt, wenn in dem Supermarkt über 20 Grad geherrscht hätten ...

Der Einzelhandel und die Energie

Dem EHI Retail Institute e.V. zufolge verursacht Kühlung im Lebensmittel-Einzelhandel 45 Prozent der Energiekosten, Beleuchtung 22 Prozent und Klimaregulierung 12 Prozent. Bei einer deutschlandweit oder gar international operierenden Kette kommt da ganz schön was zusammen. In den 310 deutschen real-Märkten der Metrogruppe waren das beispielsweise 634 GWh nur für Strom. Zum Vergleich: Ein 4-Personen-Haushalt liegt mit etwa 5.000 kWh im "grünen" Bereich. Der Energieverbrauch von real entspricht dann knapp 127.000 4-Personen-Haushalten.

Energieverbrauch etwa Gewinnmarge

Bei einem Einzelhändler liegen die Kosten für den Stromverbrauch ungefähr in der Größe des erzielten Gewinns (Marge so etwa um die zwei Prozent). Über die Reduktion des Energieverbrauchs könnten also echte und in der Bilanz spürbare Mehrwerte für das Unternehmen erzielt werden. Erfahrungswerte zeigen, dass durch Umstellung auf ein modernes Energiemanagement etwa 10 Prozent der Kosten eingespart werden können. Da kommen schnell mal Millionenbeträge zusammen – insbesondere da der Strompreis sich kontinuierlich nach oben bewegt. Energieeffizienz wird damit ein echter Wettbewerbsfaktor.

 Next Generation Energiemanagement

Das hieße aber, den Sprung in die nächste Generation des Energiemanagements zu gehen. Big Data meets Internet of Things: Intelligente, vernetzte Messinstrumente und Regler an den Energieverbrauchern sowie verschiedenste Sensoren, die ihre Daten kontinuierlich ein zentrales Rechenzentrum liefern. Dort werden sie erfasst, gespeichert und ausgewertet. Im Gegenzug lässt sich der Energieverbrauch aus diesem Energiecenter zentral oder automatisiert steuern. Wie die Preise an den Tankstellen ;)

Das Resultat wären Kunden, die ohne Erkältungserscheinungen aus dem Laden kommen, ein deutliches besseres Ergebnis für den Einzelhändler und ein Pluspunkt für Nachhaltigkeit, Umwelt und Image. Eigentlich eine schöne Kombination.