Das divia Blog

Internet für den Mars: Tarife, Latenzen und die grünen Männchen

Geschrieben von Dr. Martin Reti | 22. Januar 2015

Internet für den Mars? Klingt ein wenig nach heute show. Oder Aprilscherz. Dabei ist doch noch gar nicht April. Wir haben uns in den letzten Jahren daran gewöhnen müssen, dass vieles, was wie eine versponnene Idee daher kommt, ernst gemeint ist. So schleicht sich die Digitalisierung unbemerkt auch in unser Denken. Und wir beginnen auf einmal, das Unmögliche als möglich zu erwägen.

Elon Musk und Internet für den Mars

Elon Musk, Mr. Tesla, ist so einer, der das vormacht. Gerade haben wir den Abgesang auf Google Glass erlebt, da haut der Spinner eine Idee raus, die schon allein wegen ihrer Skurrilität und Absurdität von alleine ihren Weg in die Gazetten, Blogs und Nachrichten schafft: Internet für den Mars.
Da liegen die Repliken natürlich auf der Hand: Zielgruppe grüne Männchen, undurchsichtige Tarife wie RedPlanet XXL, Anschluss von Hintertupfing oder die unvermeidlichen technischen Probleme durch Latenz. Der größte Teil der Menschheit hat immer noch keinen Zugang zum Internet, weiß nicht mal, was das ist. Weiße Flecken bietet auch Deutschland. Alles richtig. Bei heise.de gab es 110 Kommentare dazu – in ihrer überwiegenden Mehrheit unterhaltsam bis sarkastisch. Aber ist das Thema damit erledigt?

Bedenken beiseite - ein Versuch zu träumen

Aber lassen Sie uns dennoch ein bisschen träumen. 10 Mrd. US-Dollar kalkuliert Musk für das Projekt. Ob das ausreichen kann, erscheint unklar. Allerdings verfügt er selbst über ein Vermögen von 8,2 Mrd. US-Dollar. Da sind die täglichen Lebenshaltungs-Kosten gesichert. Und um das während seiner Lebenszeit durchzubringen, müsste er wahrscheinlich ins Burj-al-Arab einziehen und jeden Tag eine große Party geben. Warum also nicht einen Teil davon in ein Zukunftsprojekt stecken, dessen Sinn niemand versteht? Es ist allemal besser, 60 Leuten Arbeit zu geben, als das Geld in eigenen Anlagen zu horten, um reicher und immer reicher zu werden.

Bedeutsame Synergieeffekte scheinen sich zudem aus der Tatsache zu ergeben, dass er ein Unternehmen hat, das in den Weltraum fliegen kann. Und das Ausbringen von Satelliten – zumindest in der Erd-Umlaufbahn – ist nicht mehr die Hightech-Angelegenheit, die sie mal war. Stand Juli 2014 waren 1235 Satelliten im Orbit. Bekannt. Die Dunkelziffer dürfte auch hier höher sein.

Und wer ein Raumschiff hat, der darf das natürlich auch weiter entwickeln: Vielleicht fliegt SpaceX in fünf oder zehn Jahren tatsächlich zum Mars und setzt dort einen Satelliten aus? Das käme mit Sicherheit wieder in die Schlagzeilen. Eine Funkübertragung auf die Erde wirkt nicht wie Hexenwerk. Und dass die erste Anwendung World of Warcraft ist, ist ebenfalls nicht wahrscheinlich. Aber für Nicht-Echtzeit-Kommunikationszwecke – warum nicht? Die begrenzten Möglichkeiten werden zumindest in den ersten Jahren die Einblendungen von Werbung verhindern ;)

Lässt sich mit Mars-Internet Geld verdienen?

Nichtsdestoweniger bleibt die große Frage: Werden die Menschen irgendwann tatsächlich den Mars brauchen, um zu überleben? Wird unser Hunger nach Rohstoffen uns ins All treiben? Werden wir Kolonien haben? Wenn das tatsächlich in – sagen wir 100 Jahren – der Fall sein wird, werden die Menschen dann nicht eine solche TELE-Kommunikationsverbindung benötigen? Und wer wird die dann betreiben? Zugegeben, alles ein bisschen viel Science Fiction. Gerne würden wir mal den Business Case sehen und die Kalkulationen für den ROI. Und wie langfristig der angelegt ist. Aber vielleicht ist das Elon Musk auch völlig egal?
Halten Sie Musk auch für einen Spinner oder ist er ein Visionär jenseits unserer Vorstellungskraft? Und vor allem: Was sagt der @sarcasticrover dazu? Ihnen einen beschwingten Ausklang der Woche. Und stabiles Internet – auch in Kleinkleckersdorf ;)

Abonnieren Sie unseren divia Blog: