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Ende der Eiszeit – Social Media wird auch im Mittelstand gesellschaftsfähig

Geschrieben von Dr. Martin Reti | 31. März 2014

Böses Internet, böses Cloud Computing, böses Social Media, gefährliche neue Spielzeuge. Immer wieder lässt sich beobachten, dass neue technische Trends hierzulande beäugt werden, als wäre eine hochgefährliche Biowaffe erfunden worden. Doch nach einer Weile beruhigen sich die Gemüter. Dann werden die richtigen Fragen gestellt und die Perspektiven abgewogen. Das zeigte sich auch beim Vortrag in Mainhardt.

Digitaler Wandel etabliert Social Media in der Gesellschaft

Mittlerweile hat die Gesellschaft Social Media als Phänomen anerkannt, es ist eine Ausprägung des digitalen Wandels, dem sich unsere Gesellschaft aktuell unterzieht. Die Webdurchdringung ist in Deutschland bei guten drei Vierteln angekommen, die Webnutzung hat mit durchschnittlich täglich knapp drei Stunden ein neues Allzeithoch erobert. Bankgeschäfte, Gesundheit, Autohandel, … – es gibt nahezu keinen Lebensbereich, vor dem das Internet – vor allem auch in Form von mobilen Geräten – Halt macht.

Vorreiter machen Lust

In den letzten Jahren waren es die Unternehmen der Konsumgüterbranche, die neue Marketingchancen bereitwillig nutzten. Häufig Großunternehmen, die sehr bald erkannten, dass schnelle Erfolge auch Investitionen bedingen. Aber immer wieder mischten sich auch die Geschichten der Kleinen, der Unbekannten dazwischen: Handwerker wie Volker Geyer, Werner Deck oderClaus Böbel wurden Social-Media-Berühmtheiten, weil sie zeigten, dass auch kleine Unternehmen mit Engagement und Expertise (und ohne großen Budgeteinsatz) erfolgreich in Social Media auftreten können. Das Ende der Social-Media-Eiszeit bricht an.

Social Media – ist das was für uns?

Ganz im Trend also erhielt ich eine Einladung von Marketing Mainhardt, um Grundlegendes zu Social Media darzustellen. Wer sich anschauen möchte, wie ich das bebildert habe, findet meine Präsentation mittlerweile bei Slideshare. Vor allem ist und war es mir ein Anliegen, die immer noch vorhandenen Ängste zu relativieren. Punkt 1: Einzelne kritische Anmerkungen auf einer Facebookseite sind noch lange kein Shitstorm, sondern durchaus eine Chance, manches am Unternehmen zu verbessern und Kundenvertrauen zurückzugewinnen. Punkt 2: Die meisten Shitstorms haben Ursachen, die man bereits im Vorfeld erkennen kann. Punkt 3: Angesichts der Menge von Business-Seiten bleiben Entrüstungsstürme ein seltenes Ereignis, das zudem selten bleibenden Schaden hinterlässt.

Zumindest reagieren, wenn nicht gar aktiv werden

In der folgenden Diskussion zeigte sich, dass das Thema Social Media schon längst auch in Mainhardt angekommen ist, denn die Nutzer sozialer Netzwerke schaffen Realitäten: Erstaunen angesichts der potenziellen Werbereichweiten (ca. 50.000 Accounts im Umkreis von 20 km), Diskussionen über das Fakeprofil der Gemeinde, rechtliche Implikationen wie die Impressumspflicht und die Frage nach dem RoI, also dem: Was bekomme ich als Gegenwert für meinen Einsatz an Geld und Zeit – allesamt aktuelle Fragestellungen. Nur mit einer aktiven Teilnahme kann man die Möglichkeiten heben oder – wie im Fall des Fakeprofils – ins richtige Fahrwasser bringen, was momentan ungeregelt über den Social-Media-Ozean dümpelt.

Mein Resümee: Es hat eine Weile gedauert, aber Social Media wird auch bei kleineren Unternehmen immer stärker akzeptiert. Das Diskutieren im Vorfeld hatte aber durchaus sein Gutes: Wer jetzt startet, macht sich vorher Gedanken – insbesondere darüber, was er einsetzen und was er erreichen möchte. Und das ist vernünftig und muss sich an den etablierten Regeln des Marketing messen.

Den nächsten divia Vortrag gibt es am 4. April in Villingen-Schwenningen beim dortigen Medienkongress.