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Social Media: Twitter ist des Anwalts Liebling

Geschrieben von Dr. Martin Reti | 2. Dezember 2013

 

Rechtsexperten im sozialen Web - ganz ohne Schwert und Schalen.
Foto: Lupo/pixelio.de

Eine Social-Media-Hitliste, auf der bei keiner Betrachtung Facebook auf Platz 1 liegt? So was gibt es in der Tat. Man muss dazu nur einen näheren Blick auf die Landschaft deutscher Anwaltskanzleien werfen. Wie schon im April, so haben wir auch im Oktober genau hingesehen, was denn Rechtsanwälte in den sozialen Medien machen. Und die treten postwendend den Beweis an, dass Social Media eben doch mehr ist als nur der Betrieb einer Seite auf Facebook.

Und dass Menschen, die Anzüge tragen, gerne auch mal die „Anzugnetzwerke“ nutzen. Wir haben als Stichprobe die 50 umsatzstärksten Kanzleien in Deutschland (nach JUVE-Ranking 2011/12) unter die Lupe genommen – und geschaut, was sich innerhalb eines halben Jahres verändert hat. Das bedeutet übrigens noch lange nicht, dass die auch exklusiv für deutsche Kunden posten. Denn das sind durchaus auch englischsprachige Kanzleien ...

Die Netzwerke der Anwälte …

Festzuhalten bleibt als Erstes: 80 Prozent der Kanzleien engagieren sich in den sozialen Netzwerken. Und das mit teils beeindruckendem Engagement und hoher Reichweite. Insgesamt haben 46 Prozent der Kanzleien ein Profil auf Facebook. Damit rangiert Facebook mit Youtube (ebenfalls 46%) abgeschlagen am Ende des Feldes der beliebtesten „Anwaltsnetzwerke“. Nur Blogs werden noch weniger genutzt. Xing und LinkedIn führen das Feld an. Auf Xing haben alle untersuchten Kanzleien eine Präsenz. Das ist aber auch dem Umstand geschuldet, dass Xing automatisch Unternehmensprofile generiert. Bei LinkedIn kommen die Kanzleien hingegen „nur“ auf eine Präsenzrate von 98%, sprich eine Kanzlei ist nicht präsent. LinkedIn ist gleichzeitig auch die Quelle mit der höchsten Reichweite. Das ist zunächst die pure Betrachtung der Profile, mit denen die Kanzleien präsent sind.

Präsenz ist nicht gleich Aktivität

Aber Präsenz – das bedeutet zunächst nur, dass der Spieler auf dem Feld steht. Möglicherweise nippt er am Spielfeldrand an seinem isotonischen Getränk. Wirklich interessant ist die Frage, wie aktiv die Profile genutzt werden, also ob sie tatsächlich mit eigenen Inhalten „befüllt“ werden. Deswegen unterscheiden wir zwischen sogenannten Präsenzprofilen (isotonisches Getränk - voriger Abschnitt ;)) und aktiven Profilen (Spielteilnahme, Kampf um den Ball). Der Anteil solch aktiver Profile liegt seit April – übrigens trotz eines Gesamtwachstums der Social-Media-Präsenzen von 165 auf 218 – weitgehend konstant bei 68 Prozent. Macht summa summarum auch einen Zuwachs um 31 Prozent an aktiven Profilen (von 113 auf 148).

 

Social Media: vorhanden vs. tatsächlich genutzt.

Bei den aktiven Profilen gibt es eine kleine Überraschung: Twitter ist mit 58% hier „Anwalts Liebling“ und führt die Spitzengruppe knapp an - vor LinkedIn (56 %) und Xing (52 %). Im Schnitt werden Informationen auf Twitter an 3170 Follower ausgesandt und bei LinkedIn an 8005 Kontakte, bei Xing an 363. Die durchschnittliche Facebook-Fanrate liegt bei 530, Google+ und Youtube rangieren mit 42 bzw. 34 Kreislingen/Abonnenten unter „ferner liefen“. Google+ ist bei den Entwicklungsraten Spitzenreiter, was dem doch recht niedrigen Startpunkt geschuldet ist. Mal schauen, ob da noch was draus wird.

Ein Wort zu Blogs

Nun könnte man ebenfalls annehmen, dass Blogs* auch ein probates Mittel für Kanzleien sind, Ihr Expertenwissen im Web zu zeigen, um sich potenziellen Kunden zu präsentieren. Gerade die in der Social-Media-Szene bekannten Blogger wie Nina Diercks, Thomas Schwenke oder Carsten Ulbricht hier in Stuttgart exerzieren das ja exzellent vor. Aber bei den 50 untersuchten (Groß)kanzleien werden insgesamt nur 10 Blogs betrieben. Im April waren das gar nur fünf (!). Das macht ein wenig Hoffnung, dass das Blogmodell doch noch zum Fliegen kommt.

Die Oktober-Hitliste

Für das Ranking haben wir wieder einen Gesamtindex, den divia Social Media Score, aus den Auftritten in allen Social-Media-Disziplinen und Plattformen gebildet. Er gewichtet alle Social-Media-Aspekte, die für ein erfolgreiches Engagement wichtig sind. Das Kanzleienfeld hat sich – aufgrund insgesamt gestiegener Aktivität – etwas durchmischt. Sieben der im April unter den Top 10 platzierten Anwaltskanzleien konnten sich im Spitzenfeld halten: Heisse Kursawe Eversheds auf Platz 8 (von 10 im April), Bird & Bird auf 5 (9), White & Case auf Platz 2 (7), Linklaters auf 7 (6), Hogan Lovells auf 3 (5), CMS Hasche Sigle auf 9 (3) und Freshfields Bruckhaus Deringer hat sich von 2 auf 1 geschoben. Das zeugt von einer nachhaltigen Social-Media-Arbeit in diesen sieben Kanzleien.

Nicht mal mehr unter den besten 30 ist hingegen der Aprilsieger Heuking Kühn Lüer Wojtek. Ein besonderer Rekordhalter ist die Kanzlei Norton Rose Fulbright; der Fulbright-Appendix scheint richtig Dynamik in die Social Media gebracht zu haben: Erst nach der Fusion im Juni entstand das Profil auf Google+, das inaktive Vorläufer-Facebook-Profil wurde aktiviert. Im Oktober wurden jeweils über 900 (!) Beiträge auf den beiden Profilen publiziert, was die Kanäle eher twitterartig macht. Damit ist die Anwaltskanzlei „Postmeister“, was sie immerhin auf Platz 6 katapultiert. Über die transportierten Inhalte lässt sich trefflich streiten - insbesondere wenn Posts 1:1 mehrfach reproduziert werden.

Fazit

Social Media hat laut unserer Stichprobe auch in der Branche der Rechtsanwälte Fuß gefasst. Die Kanzleien fahren dabei gänzlich unterschiedliche Strategien mit einer Gemeinsamkeit: Facebook ist nicht das Zugpferd. Schon eher werden Twitter, LinkedIn und Xing genutzt. Google+ und Blogs legen nach. Wenn Sie an Details aus unserer Auswertung interessiert sind, sprechen Sie uns einfach an unter ranking@divia.de.

 

* Die Definitionen von Blogs sind durchaus unterschiedlich. Für uns muss ein Blog einen Zeitstempel ausweisen und eine Kommentarfunktion bieten. Bei den Kanzleien wurden z.T. „Blogs“ angeboten, die diese Kriterien aber nicht erfüllen.