Philipp von Schmeling 23. Januar 2018

Digitale Transformation - Status Quo und mögliche Wege

Der Begriff der Digitalen Transformation füllt mittlerweile, ganz unabhängig vom Unternehmen oder der Branche, ganze Fachkongresse und Wirtschaftszeitungen. Von einem zeitweiligen Trend zu sprechen erscheint absolut verfehlt: Die Digitale Transformation ist in verschiedenen Branchen schon über einen langen Zeitraum hinweg im vollen Gange. Dabei haben technologischen Veränderungen mittlerweile eine nie erreichte Geschwindigkeit angenommen. Für Konzerne und Branchen mit einer hohen Entwicklungsdynamik bietet die Digitale Transformation derweil eine Reihe von neuen, digitalen Optionen. Nicht nur Geschäftsmodelle lassen sich im Rahmen dessen vielfältig erweitern, denn die Digitale Transformation kann ebenfalls einen wichtigen Beitrag zur Optimierung einzelner Organisationsstrukturen in den Branchen leisten.

Um die Digitale Transformation jedoch wirklich nutzbar zu machen, müssen Sie natürlich zunächst wissen, was unter dem Begriff zu fassen ist: Die Digitale Transformation lässt sich ganz allgemein als Prozess beschreiben, in dessen Rahmen digitalen Technologien erhebliche Veränderungen des Alltagslebens, der Wirtschaft und Gesellschaft bewirken. Das klärt natürlich noch nicht, wie diese Veränderungen optimalerweise branchenspezifisch zu nutzen sind.

Digitale Transformation nach Branchen: Start-Ups als Motoren des Wandels?

Dass der Start-Up-Boom maßgeblich mit der Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft zusammenhängt, darüber sind sich Experten mittlerweile weitestgehend einig. Da verwundert es wenig, dass wohl keine andere Branche derartig stark von der Digitalen Transformation partizipiert. Zum Beleg dieser Aussage genügt bereits ein Verweis auf die Zahlen: Laut des Start-up Barometers von Ernst & Young flossen allein im ersten Halbjahr 2017 939 Millionen Euro und damit fast 50 % des gesamten Risikokapitals, das für Start-Ups in Deutschland aufgewendet wird, in den Bereich E-Commerce. Der Aufstieg des elektronischen Handels, hauptsächlich abgewickelt über das Internet, wurde überhaupt erst möglich gemacht durch die Digitale Transformation. Danach folgen die Bereiche FinTech, Health und Software & Analytics, die nicht selten ebenfalls in direkter Verbindung mit der Technologisierung der Wirtschaft stehen.

Theoretisch wäre es natürlich möglich, eine Vielzahl der erfolgreichen Start-Up-Projekte mithilfe eines Großkonzerns zu realisieren. Geschäftsführer scheuen hier jedoch das Risiko – statt sich gegen interne Widerstände behaupten zu müssen, betätigen sich viele Global Player deshalb in einem für sie risikofreieren, geschützten Raum als Investor.

Unternehmen und Industrie sind, egal ob Großbetrieb oder Mittelständler, allerdings auch ein Stück weit auf die Innovationstreiber angewiesen. Start-Ups treiben mit ihren dynamischen Strukturen die Digitale Transformation unabhängig von der Branche voran und ermöglichen häufig notwendige Paradigmenwechsel. Mithilfe effizienter Prozessgestaltung bringen sie Lösungen schneller an den Markt, der so oftmals heftig angekurbelt wird. Als zukunftsträchtiges Beispiel fungiert die Lebensmittelindustrie, in der E-Commerce und Co. mittlerweile gehörigen Druck auf die lange Zeit konkurrenzlosen Discounter und Supermarktketten ausüben.

Digitale Transformation nach Branchen: Die Industrie 4.0 und die doppelte Schwierigkeit für IT-Systemhäuser

Unter dem Schlagwort „Industrie 4.0“ werden die direkten Entwicklungen der Digitalen Transformation in den produzierenden Branchen zusammengefasst. Nach Dampfmaschine, Fließband und Computer folgt mit den intelligenten Fabriken die nächste Entwicklungsstufe. Produktion und modernste Informations- sowie Kommunikationstechnik werden eins.

IT-Systemhäuser und Fachhändler sehen sich wiederum gleich in doppeltem Maße mit der Digitalen Transformation konfrontiert: Einerseits begleiten sie Kunden im Rahmen des Prozesses mit entsprechenden Unified Communications- und Collaboration-Lösungen (UCC), andererseits setzen sie die Lösungen oftmals auch gleich selbst ein, um „up-to-date“ zu bleiben. Für die einzelnen Bausteine stehen derzeit die Merkmale flexibel, modular und skalierbar hoch im Kurs. Nur wenn die IT-Konzepte diese Eigenschaften erfüllen, sind sie in der Lage, den extrem dynamischen Prozessen der Zeit Herr zu werden. So ergeben sich für diese Gruppe logischerweise eine Vielzahl von Möglichkeiten, aber auch Gefahren – nämlich dann, wenn die Digitale Transformation selbst zu schnell für das IT-Unternehmen voranschreitet.

Digitale Transformationen nach Branchen: Welche Maßnahmen können ergriffen werden?

Unabhängig von der Branche haben vor allem die Untersuchgen vom digital intelligence institute (dii), im Auftrag der d.velop durchgeführt, Handlungserfordernisse aufgezeigt. Um das verborgene, digitale Potenzial auszuschöpfen und dabei eine strukturierte Vorgehenswese an den Tag zu legen, macht es Sinn, eine bestimmte Reihenfolge von Schritten durchzusetzen

  • Den aktuellen Digitalisierungsgrad ermitteln: Hier geht es nicht nur darum, den eigenen Reifegrad zu ermitteln. Gleichzeitig sollten Sie spezifische Unterschiede zwischen einzelnen Organisations- und Geschäftsbereichen ermitteln. Außerdem erscheint es sinnvoll, die Bedürfnisse der Zielgruppe am Markt in Bezug auf die Digitale Transformation zu analysieren.
  • Papierlastige Prozesse identifizieren: Für eine adäquate Statusanalyse genügt es häufig bereits, einzelne Abläufe und deren Papiergehalt zu betrachten – wo Papierlast dominiert, kann die Digitale Transformation noch nicht allzu weit vorangeschritten sein.
  • Erkennen und Verstehen von neuen Wertschöpfungsketten: Als nächstes geht es darum, den Nutzen digitaler Workflows im eigenen Unternehmen zu eruieren: Ansonsten verfolgt die branchenspezifische, unternehmenseigene Digitale Transformation schnell Gefahr, nicht mehr zweckdienlich zu sein.
  • Konzeption einer Roadmap: Ausgehend von einer Priorisierung notwendiger Digitalisierungs-Projekte erstellen Sie bei diesem Schritt ein agiles und flexibles Roadmapping zur übersichtlichen Darstellung.
  • Kein Zögern bei fehlender Order aus der oberen Chefetage: Da Geschäftsbereiche verpflichtet sind, entsprechend ihren Business-Anforderungen eine möglichst effektive Abwicklung ihrer Aufgaben zu gewährleisten, brauch zumeist nicht erst auf strategische Vorgaben seitens des Top-Management gewartet zu werden.
  • Verankerung der Digitalen Transformation in der Investitionspolitik: Nach der Initiierung erster Prozesse legen Sie am besten, dauerhafte Budgets einzelner Geschäftsbereiche für die Digitale Transformation fest. So stehen stets genügend finanzielle Mittel für neue Projekte zur Verfügung.
  • Digitale Mentalität: Schlussendlich sollte das oftmals heterogene Verhältnis neuer Technologien gegen eine grundsätzliche Bereitschaft zur „digitalisierten Leitkultur“ ersetzt werden.

Digitale Transformation nach Branchen: Welche Branchen sind überhaupt konkret betroffen?

Je nach Branche ergeben sich bei der Digitalen Transformation deutliche Unterschiede beim Voranschreiten des Prozesses. Wenig überraschend ist sicherlich, dass der ITK-Sektor, also die Information und Telekommunikation, den Spitzenplatz im Branchenvergleich der Digitalen Transformation einnimmt. Danach folgen bereits die Banken und Versicherungen. Das Massengeschäft der Finanzinstitute mit unzähligen Zahlungsflüssen, Konten und Dienstleistungen schuf in dieser Branche bereits früh die Notwendigkeit, sich mit der Digitalen Transformation und möglichen Automatisierungsprozessen zu befassen.

Auch bei der Unterhaltungsindustrie waren vor allem die Produkte sehr software- und kommunikationstechnisch geprägt – als logische Konsequenz belegen sie den dritten Rang. Logistik, Pharma/Chemie und Maschinenbau finden sich hingegen auf den letzten Plätzen wieder. Durch die bereits aufgezeigten Entwicklungen und Tendenzen ist jedoch damit zu rechnen, dass in den industriellen Branchen der Grad an Digitaler Transformation ebenfalls deutlich ansteigt. Und selbst die Pharma- und Chemie-Branche zeigt sich im Rahmen von Umfragen zur Digitalen Transformation ausgesprochen zuversichtlich und experimentierfreudig.

Fazit: Digitale Transformation – eine branchenspezifische Entwicklung, die alle Branchen erfasst

Zwei grundsätzliche Tendenzen lassen sich in Bezug auf die Digitale Transformation nach Branchen erkennen: Zunächst einmal erfasst dieser Wandlungsprozess mehr oderweniger jeden Bereich des Wirtschaftslebens – vom dynamischen Start-Up bis hin zum industriellen Großkonzern. Vor allem erstgenannte Branche tut sich dabei nicht nur als eigenständiger Motor der Entwicklung hervor, sondern kann dank außergewöhnlicher Innovationsfähigkeiten gleichzeitig auch wertvolle Unterstützung für mittelständische und große Unternehmen liefern.

Unabhängig von der Branche hilft ein systematischer Leitfaden dabei, Digitalisierungsprozesse im eigenen Geschäftsbereich zu beschleunigen. Je nach Wirtschaftsfeld ergeben sich allerdings zum Teil deutliche Unterschiede in Bezug auf den aktuellen Grad an Digitaler Transformation. Oftmals haben diese Divergenzen vor allem historische und branchenspezifisch Ursprünge: Während beispielsweise die Banken frühzeitig auf Automatisierung angewiesen waren, kamen industrielle Produzenten lange Zeit ohne Digitale Transformation aus. Daran wird sich allerdings fortan einiges ändern.

Ein Teilbereich, dessen zunehmende Digitalisierung und Automatisierung gerade von KMUs erst in letzter Zeit erfasst wird, ist das Marketing. Während zwar fast alle Push- und Pull-Methoden des digitalen Marketings bekannt sind (auch weil fast jeder im Privatleben mit ihnen bespielt wird), wird oftmals noch nicht der ganze Nutzen aus den verschiedenen automatisierbaren Analysen und Workflows gezogen. Insbesondere die Inbound Methodik wird oft nicht vollständig verstanden und dementsprechend selten oder fehlerhaft eingesetzt. Worum es dabei noch mal ging, erfahren Sie übrigens in unserer Zusammenfassung des Themas:

Inbound Methodik

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Philipp von Schmeling

Philipp von Schmeling schreibt im divia Blog zu Marketingthemen im IT- und B2B-Kontext. Sein aktueller Schwerpunkt liegt dabei auf der Inbound-Marketing-Methodik und Marketing-Trends. Im Projektmanagement organisiert und begleitet er Kundenwebinare.