divia Gmbh 2. März 2015

Interview: Andreas und Timo Gerstel, Opel Gerstel Pforzheim

Das Gerstelblog ist ein Paradebeispiel für gelungene Social-Media-Aktivität von Autohäusern. Deshalb haben wir die Brüder Timo und Andreas Gerstel zu den Erfahrungen mit ihrem Blog im Rahmen unseres Social-Media-Leitfadens interviewt. Den Leitfaden können Sie hier herunterladen.

Timo und Andreas Gerstel, Geschäftsführer Autohaus Gerstel Pforzheim
Timo und Andreas Gerstel, Geschäftsführer Autohaus Gerstel Pforzheim

Vorweg: Was war Ihr schönstes Erlebnis mit dem Gerstelblog?

Es gibt immer wieder schöne Erlebnisse, die vor allem immer mit Rückmeldungen von Kunden und Interessenten zusammenhängen. An der Spitze dieser Erfahrungen steht sicherlich das erste Auto, das wir direkt an eine Leserin verkauft haben, die im Gerstelblog einen Opel ADAM bei uns gefunden hat - übrigens einer der ersten Opel ADAM überhaupt. Wir haben aber auch schon einmal einen Interessenten im Autohaus gehabt, der uns eine historische Plakette der Familie von Opel zeigte und über die wir dann geschrieben haben. Einige Wochen später meldete sich dann tatsächlich ein Nachfahre von Adam Opel bei uns, der sich für die Plakette interessierte. Und dann gibt es immer wieder Neukunden, die gar nicht von hier sind und auf der Durchreise einfach einmal das Autohaus in echt anschauen wollen und hier die Inspektion ihres Autos durchführen lassen. Und das bis hin zu Opel-Mitarbeitern aus Rüsselsheim.

Wie entstand die Idee als Autohaus zu bloggen?

Die Idee entstand 2010 aus den Grundüberlegungen heraus, wie wir unser Marketing zukünftig ausrichten wollen. Wir haben zu diesem Zeitpunkt den Generationenwechsel abgeschlossen und waren in den ersten Überlegungen für unser Jubiläumsjahr 2011. Da wir Weblogs schon vorher kannten, reifte da recht schnell der Wunsch, ein Weblog für unser Autohaus zu beginnen, zunächst mit einer „Probezeit“ von einem Jahr bis zum Jubiläum. Daraus wurden dann jetzt fast fünf
Jahre.

Was waren die ersten Schritte der Umsetzung bei Ihnen?

Der erste Schritt war ein Gespräch mit Besim Karadeniz, der sich 2010 mit diesem Thema selbstständig machte. Wir waren nach seiner Aussage der erste Kunde. Nach diesem ersten Schritt und unserem danach bekräftigten Wunsch, ein Weblog zu beginnen, ging es sehr schnell. Das Weblog selbst stand nach fünf Tagen und in dieser Zeit haben wir auch schon unsere ersten Blogartikel geschrieben. Wir sind also kontrolliert ins kalte Wasser gesprungen, was aber nicht schlimm ist, wenn man das erste bloggende Autohaus ist.

Wie sieht Ihr Blog-Alltag aus? Wer wirkt am Gerstelblog mit?

Einen festen Redaktionsplan gibt es nicht, weil wir sehr viele Themen direkt aus unserer Arbeit heraus finden und sammeln. Viele Themen (beispielsweise neue Automodelle) übernehmen wir von Opel. Daraus ergeben sich dann auch zeitlich bedingte Themen. Wir beiden Geschäftsführer und zwei unserer Angestellten wirken daran mit. Besim Karadeniz als Externer unterstützt uns bei der Themenauswahl und der Recherche zu größeren Themen und Artikeln. Wir pflegen einen großen gemeinsamen Pool an Themen und Bildern und bedienen uns allesamt dann daraus. Mal schreibt einer spontan über einen Motorschaden, andere Themen werden aufgeschoben und später verarbeitet.

Häufig scheitern Blogs an fehlenden Themen. Wie lassen Sie sich inspirieren?

Die allermeisten Themen kommen aus der alltäglichen Arbeit und aus Gesprächen mit Mitarbeitern und Kunden, seltener dann aufgrund aktueller Begebenheiten. Es passiert in und um ein Autohaus so vieles, da muss man anfänglich nur das Smartphone für ein Bild griffbereit haben, der Rest ergibt sich dann fast von allein. Die autotechnischen Themen entstehen meist durch Fragen von Kunden, die wir dann sammeln und darüber schreiben. Natürlich spielen auch langjährige Erfahrungen eine große Rolle, so wie man ein Gespür dafür hat, was jetzt z.B. jahreszeitlich an Themen anliegt. Anfangs dachten wir, dass wir mindestens drei Blogartikel pro Monat (!) schaffen wollen, heute schaffen wir drei pro Woche problemlos und es gehen uns die Themen nicht aus. Was sicherlich ganz wichtig ist, ist die Kundenorientierung und die Haltung, Dinge langfristig anzugehen. Aber das müssen wir als kleines Autohaus sowieso, um im Wettbewerb mit den großen Handelsketten am Ball zu bleiben.

Welche Rolle spielen für Sie Facebook, Twitter und andere Plattformen?

Sie haben sicherlich ihre Berechtigung zur direkten Verbindung zu Kunden, aber das ist dann auch weitgehend schon alles. Unser Hauptaugenmerk liegt auf unserem Weblog, dessen neue Artikel werden dann auf Facebook, Twitter und Google+ gleichzeitig veröffentlicht. Alle diese Dienste gehören Fremden, unser Weblog gehört nur uns.

Merken Sie, dass sich durch den Einsatz von Social Media etwas für das Autohaus verändert hat?

Zum einen natürlich stark beim Marketing und bei Kundenrückmeldungen. Durch mehr Online-Arbeit werden auch neue Kundenpotentiale erschlossen. Die sind zwar nicht so direkt kaufentschlossen wie Interessenten, die aufgrund eines konkreten Angebotes in der Zeitung ins Autohaus kommen, aber früher oder später erinnert man sich im Zweifelsfall an das Opel-Autohaus, das man im Internet schon kennt. Intern haben wir die Erfahrung gemacht, dass viele Kollegen bei uns im Autohaus sehr aufmerksam dabei sind, Dinge zu finden, über die sich vielleicht bloggen ließe. Das stärkt letztlich auch die Kundenorientierung in der Werkstatt. Und wir haben die Erfahrung gemacht, dass uns viele Mitarbeiter von Autoherstellern lesen und zwar quer durch die Bank bis hin zu den Premiumherstellern im Stuttgarter Raum. Zumindest von den Mitarbeitern, die bei Opel arbeiten, wissen wir, dass die Mitarbeiter sehr gern schauen, was „draußen an der Front“ mit den eigenen Produkten passiert.

Welche Inhalte funktionieren und welche nicht?

Wir machen diese Unterscheidung nach funktionierenden und nicht funktionierenden Inhalten nicht und haben daher an dieser Stelle auch überhaupt keinen Druck, etwas richtig oder falsch zu machen. Wir experimentieren gern und lassen da eben auch unsere Leser daran teilhaben. Generell sind Themen über Opel-Oldtimer nach einiger Zeit immer sehr gefragt, das ist aber wohl den Menschen geschuldet, die via Google nach Oldtimer-Fotos suchen. Die technischen Themen sind auch sehr gefragt, weil man als Autohaus viel eindrücklicher zeigen kann, was z.B. passiert, wenn ein Motorschaden entsteht, weil das Öl zu alt ist. Aber wir haben auch kein Problem damit, wenn ein Mitarbeiter sein Hobby zum Thema macht. Das gehört letztendlich in eine Arbeitsstätte mit vielen Menschen dazu.

Was sind Ihre Tipps für den Autohändler oder Werkstattbetreiber, der jetzt das Bloggen anfangen möchte?

Es einfach tun und erst einmal nicht daran zu denken, wie viele Besucher man im ersten Monat hat oder was sich an der Front der Facebook-Fans tut. Echtes Feedback ist schwierig und auch wir haben sicherlich das erste Jahr nur für eine Handvoll Menschen geschrieben, aber steter Tropfen höhlt den Stein. Wichtig ist ein Dienstleister oder mindestens ein Ansprechpartner außerhalb des Autohauses, der die Sicht von außen mitbringt. Das war und ist schon eine sehr wichtige Sache, damit man nicht dauerhaft nur für sich selbst schreibt.

Vielen Dank für das Interview.

Das Interview ist Teil unseres kostenlosen Social-Media und Onlinemarketing Leitfadens für Autohäuser und KFZ-Werkstätten

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